28.07.2022
Motivation durch Selbstmotivation
Interview mit Konditormeister Michael Hohoff, Inhaber der Konditorei und Bäckerei Hohoffs Augenlust & Tafelfreuden in Waltrop
Team Fachkräfte-Initiative der HWK Münster (hier stellvertretend Gisela Goos): Herr Hohoff, was ist Ihr Erfolgsrezept für die Führung Ihrer Beschäftigten?
Michael Hohoff (im Bild vierter von links zusammen mit einem Teil seinen Teams): Aus meiner Sicht ist die größte Motivation immer die Selbstmotivation. Das habe ich selbst als 16-jähriger Auszubildender feststellen dürfen. Damals habe ich mir selbst ein anspruchsvolles Ziel gesetzt und heute habe ich dieses mit meiner exklusiven Confiserie erreicht.
Fachkräfte-Initiative: Und wie übertragen Sie diese Erfahrung von damals auf Ihren heutigen Alltag als Führungskraft?
Michael Hohoff: Mir und meiner mitarbeitenden Frau Stefanie ist es fremd, unsere Beschäftigten stark zu reglementieren. Wir führen unsere Mitarbeitenden entlang von ‚Leitplanken‘, innerhalb derer sie ihre Aufgaben selbst ausgestalten können. Die wesentliche Maxime unseres Betriebs ist die stetige Perfektionierung des bereits erreichten hohen Qualitätsniveaus.
Fachkräfte-Initiative: Heißt Letzteres also, Ihr Team optimiert die Produkte und Prozesse ohne dazu von Ihnen oder Ihrer Frau explizit angehalten zu werden?
Hohoff: Ja, so ist es. Alle bringen sich permanent mit eigenen Verbesserungsideen ein. Ich selbst bin dabei nur eine Art „Fußball-Coach“, der darauf achtet, die Einzelnen mit ihren jeweils besonderen Fähigkeiten an der richtigen Stelle einzusetzen. Natürlich qualifizieren wir unsere Beschäftigten auch dafür.
Fachkräfte-Initiative: Welche weiteren wichtigen Führungsprinzipien pflegen Sie?
Hohoff: Zu den zusätzlichen Freiräumen, die wir unserem Team bieten, zählt die Flexibilisierung der Arbeitszeit. Wir benötigen keine starren Regelungen, um auf die jeweiligen Zeitbedarfe unserer Kolleginnen und Kollegen einzugehen. Wir nutzen einzig und allein eine digitale Zeiterfassung, um die verschiedenen Arbeitszeitwünsche bei der Einsatzplanung systematisch zu berücksichtigen.
Fachkräfte-Initiative: Und dann funktioniert das einfach so?
Hohoff: Da unsere Mitarbeitenden aus der Produktion regelmäßig zusätzlich für begrenzte Zeit im Verkauf eingesetzt werden, können die Arbeitszeitpläne für unser einziges Ladenlokal bei Bedarf leicht angepasst werden. Nebenbei erhalten unsere Fachkräfte aus der Produktion so den Kontakt zur Kundschaft und können ihr Detail-Wissen direkt an diese weitergeben.
Fachkräfte-Initiative: Die Flexibilisierung hat also einen zusätzlichen Mehrwert, die Kundenbindung?
Hohoff: Ja, tatsächlich schlagen wir mit dieser Art des Personaleinsatzes quasi ‚zwei Fliegen mit einer Klappe‘. Noch wichtiger ist uns bei unserer Personalführung aber der persönliche Kontakt zu jeder und jedem Einzelnen. Bei privaten Konflikten entwickeln wir so gemeinsam immer eine passende Lösung. Schon manches Mal habe ich in der Vergangenheit für meine Leute ‚die Kastanien aus dem Feuer geholt‘. Wir sind eben mit unseren 42 Beschäftigten ein überschaubarer Familienbetrieb und das leben wir auch so.
Fachkräfte-Initiative: Sind solche Gespräche nicht mit sehr viel Zeit und damit auch hohen Kosten verbunden?
Hohoff: Natürlich kostet das Zeit und Geld. Aber die Dankbarkeit und die Loyalität, die wir von den betreffenden Personen dafür zurückerhalten, bestärkt uns, dieses auch zukünftig so fortzusetzen. Denn genauso so wird Motivation zu dem Selbstläufer, den ich selbst als junger Geselle im Ausland bei renommierten Restaurant- und Patisseriebetrieben erlebt habe. Auch dabei hat mich meine Selbstmotivation immer am meisten angetrieben. Das ist ein Rezept, das ich gerne an andere Führungskräfte weitergebe.
Bildunterschrift:
Michael Hohoff, vierter von links, zusammen mit einem Teil seinen Teams.